Sie sind hier: Magazin 9 Lebenfreude 9 Die Einsamkeit hat mich krank gemacht, aber jetzt habe ich ein neues Leben begonnen

Die Einsamkeit hat mich krank gemacht, aber jetzt habe ich ein neues Leben begonnen

Verfasst von Helen Bardtenschlager

Die Stimme der 76-jährigen Christel Roth könnte nicht frischer und lebendiger sein. Voller Energie erzählt die studierte Bibliothekarin von ihrem Umzug von Magdeburg nach Gotha und schwärmt in höchsten Tönen vom Leben in Gemeinschaft und Geselligkeit. Lachen ist ihr Geheimrezept und es ist schön, dass sie dies nun im SCHÖNES LEBEN Gotha am Neumarkt wiedergefunden hat.

„Wissen Sie, wenn man ein Leben lang Menschen um sich hat, in einer Gemeinschaft lebt und sich dann plötzlich allein fühlt, das ist etwas ganz Furchtbares. Einsamkeit ist äußerst gefährlich. Nach dem Tod meines Mannes im Mai letzten Jahres wurde ich völlig aus der Bahn geworfen, ich kämpfte mit der Einsamkeit und fragte mich, wozu lebe ich eigentlich noch. Ich konnte mich an nichts mehr erfreuen und jeden Tag wurde es schlimmer. Ich öffnete die Tür unseres gemeinsamen Hauses in Magdeburg, wo wir über 30 Jahre lebten, aber anstatt die Blumenpracht im Garten zu genießen und den Pool voller Freude zu nutzen, brach Traurigkeit, Melancholie und Starre über mich herein. Diese Ruhe im Haus hat mich depressiv gemacht. Ich wurde krank! Die Ärzte schickten mich schließlich zur Reha. Als ich nach der Kur nach Hause kehrte und mich auf die Bank im Garten setzte, war mir klar: ich muss etwas ändern. Ich rief meinen Sohn Torsten in Gotha an und erzählte ihm von meiner Idee nach Thüringen zu ziehen.

Wundervolle Lebensgeschichte

Torsten und seine Familie waren überglücklich, er hörte sich um und fand die schönste Wohnung für mich. 5 Meter Balkon, helle Räume, mit Blick über die beeindruckende Residenzstadt und bis in den Thüringer Wald hinüber – die gebe ich nie wieder her. Hier starte ich meinen Lebensabend. Ich verkaufte das Haus und zog nach Gotha. Als ich in meiner neuen Wohnung mit Schrecken feststellte, dass die Stellfläche für meine alten Möbel nicht reicht, entschloss ich diese kurzerhand dem Magdeburger Sozialkaufhaus zu schenken. Die haben sie gut gebrauchen können und ich konnte Leuten sogar helfen. Ich selbst richtete mich neu ein. Seit zwei Monaten wohne ich nun hier und ich muss sagen, ich habe ein neues Leben begonnen. Ich vermisse Magdeburg noch nicht einmal, glauben Sie das? Nach 54 Jahren! Schon am ersten Tag hatte ich neue Kontakte und nach zwei Wochen war ich völlig angekommen. Es fühlt sich an, als wäre ich schon ewig hier und das liegt daran, dass ich in eine Familie aufgenommen wurde. Hier habe ich Menschenkontakt. In meinem neuen Zuhause bin ich nicht mehr allein. Uns alle beschäftigen ähnliche Schicksale, gleiche Geschichten und das verbindet uns.

»
SEIT ICH BEI SCHÖNES LEBEN GOTHA AM NEUMARKT EINGEZOGEN BIN, BIN ICH WIEDER SO GEWORDEN, WIE ICH FRÜHER WAR.
»

Auf das tägliche köstliche Mittagessen in unserem modernen Restaurant freue ich mich immer ganz besonders. Schon beim Runtergehen, lächle ich und wenn ich dann am „Stammtisch“ sitze weiß ich, gleich lachen wir gemeinsam – ja, manchmal blödeln wir sogar. Letztens beim Essen klagte Herr M. (das ist eine Ulknudel) „Ich habe in der Waschmaschine mein bestes Hemd ruiniert, das krieg‘ ich nie wieder hin“. Ich habe ihm dann meine Hilfe angeboten und bügelte das gute Stück wieder passend. Ich bügelte schon immer gern und hier wurde diese Kunst sogar gebraucht. Ist das nicht herrlich? Es ist wirklich unglaublich, wie wohl ich mich hier fühle. Alle, wirklich Alle fühlen sich wohl.

Nachmittags gönnen wir uns Kaffee und Kuchen, jetzt auch mal einen Glühwein und dann nehme ich regelmäßig an den Veranstaltungen teil. Hier liebe ich das Gemeinschaftsgefühl auch immer sehr. Spieleabende und Bingo sind nicht so mein Ding, ich gehe zu den Vorträgen und Lesungen. Als Bibliothekarin habe ich früher selbst Vorträge gehalten und nun genieße ich sie als Zuhörerin. Da bekomme ich immer wieder inspirierende Informationen. Letztens lauschte ich einer Präsentation über Island. Ein tolles Land. Der Dresdner Kreuzchor, der letzte Woche ein Konzert im Haus veranstaltete, hat mich auch begeistert. Ach ja, und Sport mache ich nun auch wieder. Gymnastik – man muss ja fit bleiben. Montag geht’s wieder los. Und bald starte ich auch wieder mit Sauna – die erreiche ich von hieraus gut. Grundsätzlich ist es sehr praktisch für mich im Zentrum zu leben: rechts und links Einkaufsmöglichkeiten und der Wochenmarkt direkt gegenüber. Mein Auto habe ich daher nun verkauft und wenn ich doch einmal zum Baumarkt muss, fährt mich Herr Dübner oder ich leihe mir eins im Haus. Ich schlendere oft von hier aus durch die Stadt und schaue mir die Altbauten und schönen Fassaden an. Mein Hobby ist das Schöne.

Apropos Schöne: meine Freude am Gärtnern kann ich auch einbringen. Wir haben ein Hochbeet gebaut und ich habe die Mitgestaltung übernommen. Sogar eine Magnolie haben wir gepflanzt, sie erfreut alle.

Wissen Sie: ich bin wieder Ich geworden. Seit ich bei SCHÖNES LEBEN Gotha am Neumarkt eingezogen bin, bin ich wieder so geworden, wie ich früher war. Meine Kinder sagen schon „du hast dich wieder richtig verändert“. Das habe ich auch. Ich habe mein Leben neu begonnen und das Grab meines Mannes hole ich auch hierher, eine Grabstätte ist bereits gefunden. Ich bin glücklich in Gotha, lebe wieder ganz selbstbestimmt und sorglos. Auch meine Kinder machen sich nun keine Sorgen mehr um mich, denn sie sehen, dass es mir gut geht. Aber: ich liege ihnen nicht auf der Tasche, dazu habe ich gar keine Zeit. Wir treffen uns regelmäßig, auch mit meinen Enkelkindern, aber sie müssen sich nicht kümmern, denn jeder führt sein eigenes Leben. Sie ihres und ich meines. Es ist schön, dass ich meine Lebensfreude wiederentdeckt habe, ich gestalte meinen Alltag schön, mache wozu ich Lust habe und das Beste: mein Zuhause fühlt sich an wie ein 5-Sterne-Hotel. Hier bleibe ich – noch ganz lange!“

Helen Bardtenschlager

Helen Bardtenschlager ist eine vielseitig interessierte soziale Kosmopolitin. Ihre privaten Vorlieben für Kulinarik, Lifestyle, Gesellschaft, Natur, Sport und Tiere zeichnen sich auch in ihrer beruflichen Laufbahn ab. Die Sportschülerin und gelernte Bankkauffrau studierte BWL sowie Romanistik in der Mainmetropole Frankfurt.
Unsere Autoren